Schon im Herbst 2021 startet Michael Stuhldreier-Christ vom Marathon-Team Ketsch beim London Marathon. Damals erläuft er sich in London seinen vierten Stern auf seinem Weg zum Six Star Finisher – dem erfolgreichen Absolvieren der sechs größten Marathons der Welt. Den Traum von dieser besonderen Auszeichnung für Amateur-Marathonis, erfüllt er sich bereits beim Tokio Marathon 2023.
Der London Marathon hinterlässt bei Michael allerdings einen bleibenden Eindruck und so fällt bei der Suche nach einem Frühjahrsmarathon die Wahl erneut auf London.
In diesem Jahr wird das Abenteuer mit der gesamten Familie – also inklusive der zwei Kinder - in Angriff genommen. Für die beiden ist schon der Blick aufs Flughafen-Rollfeld zum Start der Reise am frühen Donnerstagmorgen ein Erlebnis.
Nach einem knapp einstündigen Flug landet der Flieger pünktlich in der britischen Hauptstadt. Die Einreisemodalitäten sind schnell erledigt, die Unterkunft in Canary Wharf bezogen und ab geht es zur Marathon Expo zum Abholen der Startunterlagen.
Wie bei allen World Marathon Majors ist alles perfekt organisiert. Keine langen Wartezeiten, kein Gedränge, kein Stress. Es dauert maximal zwei Minuten und man hat die Startnummer in der Hand. Danach bleibt genügend Zeit zum Shoppen von Laufklamotten auf der Messe. Selbst mit zwei Kindern ist der Besuch der Messe entspannt – alle um uns herum sind so kinderfreundlich. Für die Kids ist das Gewusel um Sie herum ziemlich aufregend und sie saugen alle Eindrücke sichtlich auf. Am Nachmittag werden die Docklands und Canary Wharf mit all seinen Hochhäusern erkundet.
Die nächsten beiden Tage stehen ganz im Zeichen des Sightseeing. Aufregend ist allein schon die U-Bahnfahrt. Zunächst mal mit etlichen Rolltreppen unter die Erde fahren und dann durch einen langen Tunnel mit der Eisenbahn – die Kinder kommen jetzt schon aus dem Staunen nicht heraus. Wir haben schon vor der Reise viele Bilder von London gezeigt – nun stehen Sie wirklich vor Big Ben und dem Buckingham Palace. Am interessantesten ist am Ende aber dennoch die Sandkiste auf dem Spielplatz im St. James Park. Natürlich darf auch der Wachwechsel nicht fehlen – ebenso wenig die Fahrt mit einem der roten Doppeldecker-Busse und einer kleinen Bootstour auf der Themse.
Und währenddessen wirft der Marathon seine Schatten in der gesamten Stadt voraus.
Am frühen Sonntagmorgen geht es mit der Bahn zum Start nach Greenwich. Knapp 50.000 Läufer gehen hier heute an die Startlinie – viele laufen in London für einen guten Zweck und sammeln für Charity Programme oder auch bunt verkleidet. Die Wettbedingungen sind ganz gut, trocken, etwas windig und sonnig. Schon im Startgelände herrscht Volksfeststimmung. Viele laufen hier ihren ersten (und oft wohl auch einzigen) Marathon ihres Lebens.
Die Strecke ist gesäumt von über einer Million Zuschauern, die lautstark die Läufer ab Kilometer eins unterstützen. Es gibt bei den World Marathon Majors einfach ganz besondere Momente. Die letzte Kurve vor dem Ziel in Berlin, wenn das Brandenburger Tor vor einem auftaucht, ist so ein Moment. Oder auch die letzten Meter von der Queensboro Bridge (ohne Zuschauer) auf die 1st Avenue in New York – wenn der Lautstärkepegel der Zuschauer immer lauter wird und man am Ende in einen Tunnel aus Kreischen und Klatschen eintaucht.
Oder eben das Laufen über die von Zuschauern gesäumte Tower Bridge in London!
Hier ist fast schon Halbzeit erreicht. Nun geht es in die große Schleife über die Isle of Dogs und durch die Hochhausschluchten von Canary Wharf. Bei Kilometer 31 kann Michael dann eine kurze Cola-Pause bei der Familie einlegen und die Kids abklatschen, bevor es auf die letzten 11 Kilometer geht. Bis hierher lief der Marathon zumindest von der Zeit her, wie geplant. Aber der Tank ist leer und die Beine schwer. Die 20.000 Schritte am Vortag – einige davon mit Kindern auf dem Arm – fordern ihren Tribut. Die letzten 7 Kilometer an der Themse entlang sind wieder einmal ein unglaubliches Erlebnis und ein Genuss zu laufen. Weit entfernt erkennt man schon das Riesenrad London Eye und später dann auch Big Ben. Und eine so tolle
Stimmung – Gänsehaut. Direkt vor Big Ben geht es auf den letzten Kilometer, noch eine Rechtskurve und vorbei am Buckingham Palace ins Ziel auf der Prachtstraße „The Mall“.
Knapp unter 4:30 Stunden erreicht Michael schließlich das Ziel. Überglücklich und stolz! Jeder Marathon ist schwer – dieser war am Ende besonders hart. Aber geschafft!
Überglücklich geht es zum Wiedersehen mit der Familie und zum wohlverdienten Nudelessen, um die Speicher wieder zu füllen. Schließlich warten dieses Jahr noch ein paar Herausforderungen. Im August geht es zu den Olympischen Spielen nach Paris zum „Marathon pour tous“ – eine einzigartige Möglichkeit für Hobby-Athleten an den olympischen Spielen teilzunehmen. Und im September wartet auf Michael auch noch der 50. Berlin Marathon.
Gut gelaunt und mit vielen Eindrücken und Erlebnissen im Gepäck geht es montags für die ganze Familie wieder zurück. Und alle freuen sich bereits auf die nächste gemeinsame Laufreise!
Michael Stuhldreier-Christ