Zwei Läufer des Marathon-Team Ketsch beim traditionsreichsten Marathon der Welt in Boston
Es ist nicht einfach nur ein Marathon. Es ist Boston - der älteste Marathon der Welt (nach den olympischen Spielen) - der dieses Jahr bereits in der 126. Ausgabe ausgetragen wird. Mit dabei sind in diesem Jahr auch der Hockenheimer Hervé Mangonaux sowie der Heidelberger Michael Stuhldreier-Christ vom Marathonteam Ketsch.
Auch neben dem Marathon kann die Stadt Boston auf eine eindrucksvolle Geschichte zurückblicken. Im 17. Jahrhundert erreichen hier die ersten europäischen Emigranten amerikanisches Land, 1773 ist die sogenannte „Boston Tea Party“ der Startschuss für die amerikanische Unabhängigkeit. Viele der historischen Stätten kann man in der 675.000 Einwohner zählenden Stadt auf dem Freedom Trail besichtigen, was die beiden Läufer im Vorfeld des Marathons auch ausgiebig tun.
Heutzutage ist Boston eine lebendige und kultivierte Metropole. Geprägt durch Wolkenkratzer auf der einen und historischen Stadtvierteln auf der anderen Seite. Weltweit bekannt ist Boston vor allem für seine Eliteuniversitäten wie Harvard oder dem MIT. Auch die in Boston beheimateten Sportteams sind in ihren Sportarten sehr erfolgreich. Der Besuch eines Spiels der Boston Celtics, dem Basketballteam der Stadt, darf im Programm natürlich auch nicht fehlen. Und bekannt ist Boston eben auch für seinen Marathon, der selbstverständlich zu den „World Marathon Majors“ – den sechs größten Marathons der Welt – gehört.
Der Boston Marathon ist kein klassischer Stadtmarathon, sondern eher ein „Lauf nach Boston“. Schon bei der Erstausgabe im Jahr 1897 befindet sich der Start im etwa 40 km entfernten Städtchen Hopkinton. Am frühen Ostermontag machen sich knapp 600 gelbe Schulbusse auf den Weg, um die über 30.000 Läufer mit dieser Schulbus-Karawane vor die Tore Bostons zu fahren. Das klappt wirklich perfekt und ist bestens organisiert.
Um Punkt 10 Uhr Ortszeit ertönt der Startschuss und die Läufer machen sich in 4 Wellen, die im Abstand von 25 Minuten gestartet werden, auf den Weg. Die Stimmung an der Strecke ist vom Start weg großartig und hunderttausende Zuschauer feuern die Läufer die gesamte Strecke hinweg lautstark an. Es gibt zwar keine richtigen Berge auf der Strecke, dennoch ist sie sehr anspruchsvoll, da es kaum flache Etappen gibt, sondern ein stetiges auf und ab das Streckenprofil prägen. Fast 400 Höhenmeter gilt es bis ins Ziel zu überwinden. Bis zur Halbmarathonmarke geht es häufig sogar bergab. Dennoch ist die Topographie Neuenglands nicht leicht und lässt die Beine schnell ermüden.
Zur Halbzeit wartet als Stimmungshighlight das berühmte Mädchencollege von Wellesley. Viele berühmte Frauen sind hier zur Schule gegangen, wie bspw. Hillary Clinton oder auch die gerade verstorbene ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright. Schon von weitem hört man die Mädchen kreischen. „Kiss me“ rufen Sie den Läufern entgegen und laden die Läufer zu einem „Bussi-Stop“ ein. Nach einer weiteren Verpflegungsstation warten bei Kilometer 28 in Newton die Newton Hills – 4 Hügel auf knapp 5 Kilometern – mit dem sagenumwobenen „Heartbreak Hill“ zum Schluss. Hier bekommen die beiden Läufer auch Unterstützung von Leon Eichhorn, der extra aus Baltimore angereist ist und das Wochenende mit den beiden Läufern verbringt. Alle Hügel sind für sich genommen eigentlich keine große Herausforderung für einen Läufer – so spät im Rennen - und so kurz hintereinander - kommen Sie einem aber vor, wie der Mount Everest. Hier sieht man sehr gut, wer sich sein Rennen gut eingeteilt hat. Viele Läufer müssen nun gehen. Die Muskeln schmerzen, aber man muss die Hügel nicht alleine bewältigen. Auch hier schreien unzählige Zuschauer die Läufer über den Berg.
Auf den nächsten 5 Kilometern geht es leicht bergab in Richtung Boston City und man erreicht langsam die Vororte der Stadt. Von weitem kann man bereits das Hochhaus Prudential Tower sehen, das direkt neben dem Ziel liegt. Die Strecke bleibt auf den letzten Kilometern sehr unruhig und führt im bergauf bergab in die City von Boston. Nach der letzten Linkskurve biegt man auf die Boylston Street. Nun sind es noch knapp 600 Meter bis ins Ziel. Das Spalier von Zuschauern begleitet die Läufer auf den letzten Metern lautstark. Endlich die gelbe Linie – FINISH – geschafft. Im Ziel beglückwünschen einen die unzähligen Helfer – man kommt sich vor wie ein Held – dabei war es „nur“ ein Marathon. Wir Läufer bekommen endlich die verdiente Finisher-Medaille umgehängt. Die Strapazen haben sich gelohnt!
Hervé Mangonaux erreicht das Ziel in 03:16:20 Stunden, und auch Michael Stuhldreier-Christ kann die 4-Stunden-Schallmauer mit einer Zeit von 03:59:03 Stunden knacken. Beide Läufer des Marathon-Team Ketsch verfolgen das Ziel die sechs „World Marathon Majors“ zu laufen. Für Hervé Mangonaux ist Boston der vierte erfolgreiche Lauf der Serie – nach London, Berlin und New York City. Michael Stuhldreier-Christ kann zusätzlich auch schon den Lauf in Chicago finishen und hat damit bereits fünf Läufe der Serie absolviert. Ihm fehlt zur begehrten „Six-Star-Finisher“-Medaille nur noch der Marathon in Tokio.
Beide Läufer ziehen ein überragendes Feedback von ihrem Besuch in Boston. Eine eindrucksvolle Stadt, gepaart mit einem perfekt organisierten Marathon, machen die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis.