Ein Ultramarathon ist eine Laufveranstaltung über eine Strecke, die länger als die Marathondistanz von 42,195 km ist. So steht es in der Wikipedia. In Rodgau wurde im Jahr 2000 der erste 50-kmUltramarathon veranstaltet, das Starterfeld war noch überschaubar, 118 Anmeldungen, davon sind 86 an den Start gegangen und 69 Läufer haben gefinisht und durften sich fortan Ultramarathonläufer nennen. Im Laufe der Jahre wurde das Starterfeld immer größer, der Lauf ist heute einer der größten und bekanntesten Ultramarathons in Deutschland.
Von Vereinskollegen, im Internet und in Laufpodcasts habe ich schon viel vom Ultramarathon Rodgau gehört und wollte auch mal daran teilnehmen. Deshalb habe ich es mir für 2018 vorgenommen obwohl ich mich in der Vorbereitung für den Bienwald-Marathon am 11. März befinde. Nicht jeder mag auf einer 5 km Runde 50 km Laufen und so habe ich immer wieder Stimmen gehört die sagen:
Das ist doch nichts, 50 km immer in der Runde laufen, langweilig und zu lang!!
Versuch macht klug! Davon wollte ich mich selbst überzeugen. Ich hatte schon beim Silvesterlauf in Schifferstadt gehört das vom Lauftreff Philippsburg auch eine Gruppe an den Start gehen würde. Vom Marathon-Team Ketsch hatten sich Carola Pitsch und Mariann Ehrhardt ihren ersten Start in Rodgau vorgenommen, so dass ich mich ihnen dann anschließen konnte. Carola und Mariann waren bereits in der Woche vor dem Start angemeldet, bevor die Onlineanmeldung die Tore schloss habe ich das auch noch gemacht.
Der Morgen
Bei nebelig feuchtem Wetter mit Temperaturen um die 5 Grad ist die Stimmung bei den Teilnehmern sehr gut. Von der Startnummernausgabe müssen alle Teilnehmer etwa 1 km bis zum Start gehen. Dabei fällt uns ein Pfad auf der von einigen Teilnehmern genutzt wird und von dem wir annehmen das es eine Abkürzung ist. Abkürzen? Wir doch nicht! So fit wie wir sind wird schön auf dem offiziellen Weg geblieben.
Für das Rennen haben wir überlegt müsste eine Pace um die 6 Minuten für uns ok sein, wir wollen ja "nur" finishen, nicht mehr und nicht weniger. Deshalb reihen wir uns kurz vor 10 Uhr irgendwo ein und pünktlich um 10 inmitten vieler lachender gut gelaunter Leute wird gestartet. Vereinzelt sieht man noch Läufer die noch auf dem Weg zum Start sind. Bei 925 Startern werden sie es bestimmt noch locker schaffen sich hinten einzureihen und zu starten.
Die Strecke
Die Strecke ist ein 5 km langer flacher Rundkurs. Am Start- Zielbereich gibt es eine große Hütte wo es (viel) später auch die Zielverpflegung gibt. Die ersten 3-4 Hundert Meter geht es leicht bergab in Wald. Dann biegt man nach rechts ab und kommt auf die Verpflegungsstelle zu, die bei km 0,8 am Waldrand liegt. Kurz hinter der Verpflegungsstelle ist man auf freiem Feld, der Weg ist Asphaltiert und steigt langsam leicht an. Hier steht der erste Musik-Pavillon. Die Steigung ist nur ganz leicht aber stetig. Man kommt dann wieder in den Wald, der Weg ist nun ein Schotterweg der durch den starten in den Tagen vor dem Rennen sehr matschig geworden ist. Kurz nach km 2 laufen wir auf den 2. Musik-Pavillon zu. Zunächst biegen wir auf das Ausgleichsstück ab wo wir den vor uns laufenden entgegen laufen. Nach der Wendestelle kommen uns die hinter uns liegenden Läufer entgegen. Wir laufen nochmals an der Musik vorbei und sind bald bei km 3. Rechts und links Wiesen und Felder bevor es wieder in den Wald geht. Noch mal einige wenige Höhenmeter dann biegen wir rechts ab und es geht auf die lange Gerade runter zum Ziel. Die erste Runde ist geschafft.
Die Verpflegung
Die Versorgungsstelle befindet sich bei km 0,8. Es gibt warme und kalte Getränke. Energieriegel, Nüsse, Trauben, Kekse, Cracker, Salzstangen … Super!
Als ich das zweite Mal an der Verpflegung vorbei komme, also bei ca. 5,8 km greife ich das erste Mal zu - Cola. Ich nehme mir jedes Mal Zeit und gehe mit meinem Becher bis er leer ist, dann trabe ich wieder los.
Der Lauf
Wir starten zu dritt, wie vorher angesprochen, doch ich merke schnell das mir das Tempo ein wenig zu langsam ist. Nicht viel aber jeder hat sein eigenes Wohlfühltempo und meines liegt etwas höher. Also ziehe ich etwas an. Carola und Mariann sind aber in Sichtweite.
Die Läufer um mich herum unterhalten sich über alles Mögliche, es wird viel geredet und gelacht. Viele Leute kennen sich, haben sich auf früheren Rennen bereits getroffen.
Die Strecke empfinde ich als abwechslungsreich, Wiesen, Felder und ein kleiner Wald wechseln sich ab. Der Untergrund wechselt von Asphalt zu Splitt, Schotter und auch Matsch. An den matschigen Stücken bin ich sehr damit beschäftig auf den Weg zu achten um nicht zu sehr in Pfützen und Dreck zu treten. Dann kommen einem Läufer entgegen die den Wendepunkt schon passiert haben. Die Musik und vereinzelte Zuschauer die mit Läufern angereist sind und den Tag an der Strecke Verbringen. Irgendwann höre ich eine Fahrradklingel und einen Ruf: "Erster Mann" und dann werde ich zum ersten Mal überrundet. Einige Zeit später klingelt es wieder und ich denke das kann doch nicht sein! Es ist die erste Frau. Später überrundet mich der Führende ein zweites mal. Zum dritten Mal kommt es nicht. Als ich meine 6. Runde beende, also bei km 30 bin wird der zukünftige Sieger Benedikt Hoffmann vom Sprecher lautstark angekündigt. Er hält seit 2016 den Streckenrekord und kann ihn 2018 auf 2:56:18 verbessern. Damit ist er eine Pace von 3:32 Min/km gelaufen.
Auf der Strecke halte ich lange nach Sabrina Reiß vom LT Philippsburg Ausschau. Irgendwann kommt sie mir dann auf dem Ausgleichsstück entgegen, der Abstand scheint konstant zu sein bis ich doch irgendwann vor der Verpflegungsstelle zu ihr aufschließen kann. Ich lasse mir Zeit und wir quatschen etwas, es ist nicht ihr erster Start aber der erste Versuch die 50 km zu finishen. Im letzten Jahr hat sie den Lauf als langen Lauf bei ihrer Vorbereitung auf den Marathon genutzt. Als wir an der Musik vorbei kommen wünscht sie sich für die nächste Runde ein Lied von den Onkelz. Ob der Wunsch dann gespielt wird weiß ich nicht, irgendwann trennen wir uns wieder und jeder läuft in seinem Tempo.
Bis km 30 ist es ein Spaß aber dann wird es langsam anstrengend.
Die letzten beiden Runden werden dann schon etwas unangenehm, zumal ich schon länger auf Toilette muss. Ich habe mir mittlerer weile ausgerechnet das ich es unter 5 Stunden schaffen kann. Deshalb möchte ich keinen Stopp bei den Dixi-Häuschen einlegen und sage mir immer wieder, eine Runde geht noch.
Es ist meine letzte Runde, da sehe ich am Wendepunkt des Ausgleichsstücks etwas bemerkenswertes: Ein Läufer drückt die Streckenposten weil er sich bedanken will das sie so lange für uns in der Kälte sitzen. Die beiden sind etwas verdutzt freuen sich dann aber.
Als das Ziel das letzte Mal zu sehen sind ziehe ich etwas an. Um dann noch einen Endspurt hinzulegen wo ich auch noch mal ein paar Leute überhole, dabei ist auch Thomas Rudt von der LT Philippsburg.
Runde |
Runden-Zeit Mariann |
Runden-Zeit Carola |
Runden-Zeit Peter |
1 |
00:30:54,0 |
00:30:56,0 |
00:30:52,0 |
2 |
00:30:44,0 |
00:30:44,0 |
00:28:46,0 |
3 |
00:30:27,0 |
00:30:26,0 |
00:29:20,0 |
4 |
00:30:51,0 |
00:30:51,0 |
00:28:47,0 |
5 |
00:31:08,0 |
00:31:08,0 |
00:28:29,0 |
6 |
00:31:26,0 |
00:31:26,0 |
00:29:17,0 |
7 |
00:31:12,0 |
00:31:12,0 |
00:29:47,0 |
8 |
00:31:58,0 |
00:31:58,0 |
00:29:05,0 |
9 |
00:33:18,0 |
00:33:18,0 |
00:30:52,0 |
10 |
00:33:06,0 |
00:33:06,0 |
00:29:46,0 |
Stimmen zum Lauf
Mariann:
Es war mein erster Start in Rodgau weil ich in den letzten Jahren immer in der Vorbereitung für Kandel war. Ich wollte ihn einfach nur laufen ohne auf die Zeit zu schauen. Mir war die Unterstützung von Carola bei ihrem ersten Ultramarathon wichtig und wollte den Lauf als Vorbereitung auf andere lange Läufe dieses Jahr nutzen. Leider war es sehr nebelig auf der teilweise sehr matschigen Strecke.
Die 10 Runden waren für den Kopf sehr gut, es hilft sich die Strecke einzuteilen. Besonders gut hat mir die Stimmung auf der Strecke und die Verpflegung gefallen.
Carola:
"Ich habe seit Jahren überlegt in Rodgau an den Start zu gehen. Thomas Zimmermann der mehrfach gestartet ist schwärmt von dem Lauf, aber ich war nie fit genug. Das war ich auch diesmal nicht. Ich bin vorher nicht einen 30 km Lauf gelaufen. Nach dem Motto: "Wenn nicht jetzt wann dann?" habe ich es einfach gemacht! Die letzten zwei Runden waren richtig, richtig hart! Aber im Nachhinein war es richtig toll. Die 5 km Runde war genau mein Ding. Der Lauf ist sehr gut organisiert, gute Verpflegung mit Musik im Anschluss. Bei km 2 wieder Musik, dann zur Spitzkehre und man kommt nochmal an der Musik vorbei. Alles sehr familiär.
Durch den Rundkurs bekommt man sehr viel vom Geschehen auf der Strecke mit, auch das man von den schnellen Läufern überrundet wird trägt dazu bei.
Auch wenn ich mich während des Rennens gefragt habe warum mache ich das eigentlich kann ich mir gut vorstellen irgendwann wieder in Rodgau an den Start zu gehen.
Zahlen 2018
1065 Anmeldungen, 925 Starter, 635 Finisher.
Der Streckenrekord von 2016 unterboten, mit 2:56:18 Stunden ist Benedikt Hoffmann 1 Minute und 8 Sekunden schneller als bei seinem ersten Start gelaufen.
Am häufigsten ins Ziel gekommen sind:
• Jochen Höschele - 19 mal
• Edgar Lamberz - 17 mal
• Dirk Predki - 17 mal
Der letzte Läufer kommt nach 6:40:09 Stunden ins Ziel.
Ausblick
20. 50 km-Ultramarathon des RLT Rodgau am Samstag, den 26.01.2019
Mir hat es so gut gefallen das ich mir sehr gut vorstellen es im nächsten Jahr wieder zu versuchen!