Einen besonderen Berg-Marathon hat sich Siglinde Buse in diesem Jahr ausgesucht.
Der Brocken, höchste Erhebung des Harzes, gilt traditionell als der Berg des Hexenwesens. Aber die Hexen sollen ja nur in der Walpurgisnacht ihr Unwesen treiben. Der Begriff „Berg“ ist jedoch durchaus wörtlich zu nehmen. Denn der bereits zum 42. Mal durchzuführende Brockenmarathon galt es neben der traditionellen Länge auch gut 1.000 Höhenmeter zu überwinden und bietet auf seinem Gipfel Hochgebirgsklima. Nebel gibt es an mehr als 300 Tagen, Durchschnittstemperatur 2,9 Grad, Windgeschwindigkeiten bis zu 263 km/h und ein Drittel des Jahres ist er mit Eis bedeckt.
Vorerst befanden sich die Läufer jedoch erst einmal am Fuß des Brockens auf 250 Meter Höhe in dem beschaulichen Wernigerode ,in dessen Rathaus aus dem Jahr 1277, in dem am Freitag die Startunterlagen abholt wurden. An diesem Tag war auf dem Brocken mal wieder Orkan angesagt mit 150 km/h. Na ja, besser heute als morgen.
Samstag Start neun Uhr, herrlicher Sonnenschein, der Gipfel liegt zwar noch im Nebel und die Windgeschwindigkeit liegt bei 80 km/h aber das kann sich noch ändern, so der Sprecher. Startschuss für die ca. 800 Marathonläufer gibt es keinen, dafür ertönt zum Start das Jagdhorn. Bis Ilsenburg - km 9 - geht es wellig, zum Teil auf schmalen Waldwegen, zur ersten Verpflegung. Volles Programm eines ostdeutschen Läuferbuffet. Schleim, Kräutertee, Wasser, Schmalzbrot, Butterbrot, Salz, Schokokekse, Äpfel, Bananen und manchmal noch Zitronen und Malzbier. Dieses wiederholte sich noch neunmal.
Frisch gestärkt mit zwei Bechern Schleim und Keksen ging es ab jetzt stetig aufwärts. Mit Steigungen bis zu 20 Prozent. Es wurde merklich kühler und windiger. Bei Km 15 Verpflegungsstelle Knochenbrecher, hier mündet der Waldweg auf Betonplatten. Nebel zieht auf und der Wind wird immer heftiger. Natürlich Gegenwind. Durch den Nebel ertönt das Pfeifsignal der Dampflok von der Harzer Schmalspurbahn. Es war schon etwas mystisch. Die Läufer stapften den Berg hoch, die Nebelschwaden wirbelten umher und plötzlich war er da. Der Fuß vom Sendemast, um in der nächsten Sekunde wieder im Nebel zu verschwinden. Auf 1142 m ü NN tauchte dann der Brockenstein auf. Inzwischen herrschte Rückenwind, der die Läufer am Stein vorbeischob. Ein Besen, und wir hätten als Hexen um den Brocken fliegen können. Auf der anderen Seite vom Gipfel tat sich die weite Ebene von NRW auf, die bereits von der Sonne verwöhnt wurde. Beim abwärts laufen sagte ein Läufer „Das schönste ist vorbei“ und damit hatte er recht.
Am Brockenstein waren ca. 19 km zurückgelegt. Somit ging es gemächlich bergab. Nebel, Wind und Kälte hatten wir auf dem Brocken gelassen und die Sonne schien wieder wärmend durch den bunten Blätterwald. Dreimal ging es nochmal etwas bergauf. Streckenweise war es matschig und loses Karstgestein verlangte nochmal Trittsicherheit und Konzentration. Die sehr gute Verpflegung auf der Strecke half in jedem Fall, um in Wernigerode ins Ziel zu spurten.
Als Zielverpflegung wartete unter anderem: Kartoffel- oder Erbsensuppe und Bier.
Der Brockenlauf ist auch der letzte in der Laufserie Norddeutsche Erlebnisläufe.
Siglinde erreichte das Ziel nach 5 Std.58 min.
Siglinde Buse